Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer,
blättern wir nur in der Bibel. Dieses Buch erzählt auf vielen Seiten über Reisen, Wanderschaftserfahrungen, Wallfahrten, über das Leben, dass sich im Gehen ereignete. Abraham, Jakob mit seinen Söhnen, Josef von Ägypten, Mose und sein ganzes wüstenwanderndes Volk, die Propheten David und die übrige Königsgeschichte, schließlich Jesus von Nazareth, der Wanderprediger. Was wissen die einzelnen wer Gott ist? Was konnten sie von ihm erzählen? Was wissen Sie von Gott? Jetzt sagen Sie nicht ihren mal gelernten Katechismus auf. Erzählen Sie lieber vom Weg. wie sich in Ihrem Weg das Gotteswissen einschrieb. Ihnen in Fleisch und Blut ging, durch Erfahrung. Sie haben sich selber aufgemacht auf einen Weg.
Gehen ist: Ich gehe Glauben. Ich gehe im Glauben, dass sich etwas zeigen wird. Im Gehen erfahre ich mich und gehe im Glauben, dass sich da noch viel mehr zeigt. Gehen kann nur, wer im Glauben und Vertrauen sich auf jene einlässt, zu denen er geht. Der Tourist hat Geld. Koffer und alles was er braucht dabei. Der Pilger. Wallfahrer, kann nur ein leichtes Gepäck tragen, das Allernötigste. Er geht, ohne eine wenigstens vage Ahnung zu haben, dass da ein Gott mitgeht.
Indem wir Wallfahrende werden, können wir besser empfangen, was der Tourismus sucht: Das Andere, die Freiheit und die tiefere Begegnung. Nicht bloße Ausfahrt soll die Wallfahrt sein, sondern ein hineingehen in die Geschichte, die Gott mit uns gemacht hat ..." So Kardinal Ratzinger einmal vor Pilgern in Rom. Er will damit sagen: Fremdes zu sehen und zu hören, das führt zu neuen Erkenntnissen und Perspektiven für meine kleine Lebenswelt. Abstand gewinnen, das lässt meine Probleme schrumpfen und nicht so bedrohlich erscheinen. Frei sein, das führt aus inneren Beklemmungen und Angst und aus der Enge des eigenen Denkhorizontes. Tiefere Begegnung, das zielt auf die eigenen Sehnsüchte und ahnt etwas von dem Gottesgeheimnis in mir. Und das gelingt beim Wallfahren deutlich besser als bei einer touristischen Unternehmung.
Pilgern ist nicht oberflächliches Sightseeing, sondern Wahrnehmung innerer Bilder. In erster Linie stehen nicht fremde Länder und Städte auf dem Besichtigungsprogramm, sondern es geht um den Blick ins oft so komplizierte Leben. Wallfahren und Pilgern sind keine Alltagsflucht, sondern Auszeit für die Seele. Jetzt findet die längst fällige Auseinandersetzung statt. Die geschundene Seele regeneriert sich und aktiviert die Selbstheilungskräfte. Ich mache mich immer wieder auf den Weg, um den Alltagstrott zu entfliehen und über den eigentlichen Sinn Lebens nachzusinnen. Ich bin allein in der Natur. um den Alltagstrubel ausklingen zu lassen und die Stille neu zu entdecken. Ich besuche die Heiligen Stätten, um Trost und göttliche Hilfe zu erflehen und eine heilende Kraft zu spüren. Ich gehe stundenlang um innerlich ruhig zu werden und die Dinge des Lebens gelassener zu sehen. Der Alltag mit seinen Pflichten und Sorgen tritt zurück. ich bin mir Selber ausgesetzt und ringe mit den Fragen meines Lebens. Auf den vielen Jakobswegen und Wallfahrten lässt sich die Erfahrung machen. dass sich im Gehen auch innerlich etwas wandelt. Schließlich kommt man nicht nur am Ziel an, sondern vor allem bei sich selber. In der Begegnung mit mir selber begegne ich Gott. Das erlebe ich unterwegs und auch an Heiliger Stätte. Wallfahrtsorte stehen ja in dem Ruf, dass Gott und seine Heiligen dort eher anzutreffen und ansprechbar sind. Hier finde ich also ein offenes Ohr für das. was mir schwer auf der Seele lastet. Hier fällt es leichter, sich zu öffnen und das auszusprechen was mich zutiefst bewegt.
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